Seit 80 Jahren betreibt Familie Lorenz ein Optiker-Geschäft. Gefragt sind heute allerdings ganz andere Qualitäten.

Für Sie berichtet: Sara Thiel

Corina und Volker Lorenz in ihrem Optikergeschäft. Der Laden befindet sich seit 80 Jahren im gleichen Haus in der Zwickauer Nordvorstadt. Geändert hat sich im Laufe der Jahrzehnte jedoch einiges. Foto: Ralph Koehler/propicture

Das Handwerk hat sich verändert.

Zwickau. Das Handwerk hat sich verändert. Sein Opa, sagt Volker Lorenz, hat noch jedes Glas per Hand geschliffen. Heutzutage muss der Optikermeister in der Lage sein, die entsprechenden Geräte zu programmieren. Weniger anspruchsvoll ist der Beruf deswegen nicht, versichert der 48-Jährige. "Sachverstand ist durch nichts zu ersetzen." Seit genau 80 Jahren betreibt Familie Lorenz ein Optiker-Geschäft in der Zwickauer Nordvorstadt. Die Großeltern der heutigen Betreiber haben es 1938 gegründet - damals waren Brillen noch ein Hilfsmittel. Heute spielt auch die Mode eine nicht zu unterschätzende Rolle.

Dennoch sind die Lorenz-Geschwister noch immer mehr als Stilberater. Volker und Jürgen Lorenz sowie deren Schwester Andrea Stöcker haben ihren Beruf von der Pike auf gelernt. Volker Lorenz, der zu DDR-Zeiten seine Lehre absolvierte, hat deshalb auch noch viele Berührungspunkte mit dem eigentlichen Handwerk.

Er hat aber auch den heutigen Markt in seiner Entwicklung studiert und gesehen, wie sich das Gewerbe vom einzelnen Händler hin zum Filialisten entwickelt hat und weiter zu Angeboten aus dem Internet, die ohne Beratung von Angesicht zu Angesicht auskommen. Urteilen möchte Lorenz nicht. Denn er weiß, dass es ebenso unterschiedliche Kunden wie Optiker gibt: "Die einen schauen vor allem auf den Preis, andere auf das Preis-Leistungs-Verhältnis, bei wieder anderen steht die Beratung im Vordergrund." Bei seinen eigenen Kunden beispielsweise, denn er hat sich auf Menschen spezialisiert, die Brillen mit besonderer Sehstärke brauchen oder noch weitere Hilfsmittel wie Vorlesegeräte.

Bruder Jürgen Lorenz wiederum hat eine zusätzliche Ausbildung zum Kinderoptometristen gemacht. Denn Kinder sind keine kleinen Erwachsenen, sondern müssen auf ihre speziellen Bedürfnisse hin untersucht werden. Zu der Zeit, als das Geschäft ganz neu war, selbst zu DDR-Zeiten war das Verständnis für die jüngsten Kunden noch anders, berichtet Volker Lorenz. Inzwischen weiß man, warum manche Kinder schlecht von der Tafel abschreiben können oder allgemein Schwierigkeiten haben, in der Schule mitzukommen. Ein Gang zum Optiker kann da schon helfen. Allerdings gibt es besonders im Osten noch nicht viele Fachleute. Die nächsten sitzen Lorenz zufolge in Chemnitz oder Leipzig. "Mein Bruder hat mit seinen Terminen inzwischen ein ganzes Jahr Vorlauf."

Erwachsene kommen wesentlich schneller an die Reihe - sonst hätte das Familienunternehmen auch nicht so einen großen Kundenkreis. Der geht in die Tausende, sagt der Optikermeister. "Zu unserem Betriebsjubiläum haben wir eine Kundenzeitschrift verschickt." Knapp 10.000 Exemplare gingen dabei auf die Reise. Darin berichtet das Unternehmen von einem Beruf, der nicht aus der Mode kommt - wohl ganz im Gegenteil.